COP30: Kirchenexperte zieht verhalten positive Zwischenbilanz
Wien, 19.11.2025 (KAP) Kurz vor Ende der UNO-Klimakonferenz COP30 im brasilianischen Belém am Freitag bewertet Martin Krenn von der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für Entwicklung und Mission (KOO) den bisherigen Verlauf vorsichtig positiv. Speziell die konstruktive Rolle der brasilianischen COP-Präsidentschaft wecke große Hoffnungen, so der Fachreferent am Mittwoch gegenüber Kathpress. Zugleich blieben zentrale Verhandlungspunkte wie Klimafinanzierung, Ausstieg aus fossilen Energien und Handelsfragen weiterhin umstritten. "Eine mögliche Weichenstellung" sei in Bezug auf den Prozess hin zu einer Abkehr von fossilen Energien möglich. Notwendig seien dafür laut Krenn aber ein "Fahrplan und konkrete Schritte".
Entscheidend sei, dass "Länder des Globalen Südens und jene, die am Klimawandel leiden, echte Leistungen erhalten, also Zuschüsse statt Kredite, die nur neue Abhängigkeiten schaffen". Konkret geht es um Hilfsgelder für die Anpassung, um besser mit Folgen des Klimawandels wie häufigere und heftigere Niederschläge und Dürren, Hitzewellen, Waldbrände und Stürme zurechtzukommen. Die Meinungen über die Höhe der Mittel gehen auseinander; die Forderung der Entwicklungsländer für die Anpassung an die Erderwärmung oder 2035 sieht eine Verdreifachung bis 2030 vor.
Grundsätzlich seien "alle Möglichkeiten vorhanden, die Klimaveränderungen noch zu bekämpfen", doch fehle "der politische Wille, gemeinsam Schritte zu setzen", meinte Krenn, der auch Vorsitzender des NGO-Bündnisses "Allianz für Klimagerechtigkeit" ist. Ziel müsse eine "gerechte Transformation von Industrie und Handel" sein. In besonderer Verantwortung sieht Krenn hier die EU: Sie müsse sich "als starker Partner gegen den Klimawandel erheben". Europa habe "die Mittel und die Köpfe" und könne - da die USA offiziell nicht teilnehmen - ein "Machtvakuum füllen" und "zu einer positiven Wende beitragen", benötige dafür aber "echtes Engagement".
Österreich mache derzeit in Sachen Klimapolitik kein gutes Bild, urteilte Krenn: 2024 sei die Klimafinanzierung von 555 auf 405 Millionen Euro zurückgegangen und soll weiter zurückgefahren werden. Ohne konkrete Maßnahmen sieht der Experte die bereits beschlossene Verdreifachung der internationalen Klimafinanzierung bis 2035 gefährdet. Der KOO-Referent forderte von der Bundesregierung eine klare Strategie, um Rückschritte zu korrigieren und Vertrauen in die internationalen Verpflichtungen wiederherzustellen.
An der Konferenz in der brasilianischen Hafenstadt Belém nehmen insgesamt rund 50.000 Abgeordnete teil, darunter Staats- und Regierungschefs, Vertreter von NGOs, Kirchen, Unternehmen und internationale Beobachter; aus Österreich unter anderem Südwind vor Ort vertreten, die KOO diesmal nicht, und zwar "aus inhaltlichen Gründen", hieß es vorab.
Bester Schutz des Planeten
Auch der Heilige Stuhl ist bei den Beratungen vertreten sowie zumindest in digitaler Form auch Papst Leo XIV., der sich am Montag bei den Verhandlungen zuschalten ließ. In seiner Botschaft wünschte er von den Teilnehmenden, sie sollten "unerschütterlich" hinter dem Pariser Klimaabkommen und der Klimazusammenarbeit stehen. Das Abkommen habe "zu echten Fortschritten geführt" und bleibe "das beste Mittel, um die Menschen und den Planeten zu schützen".
Einige Tage vor dem offiziellen Ende der UNO-Klimakonferenz in Belém hat die brasilianische Präsidentschaft nun einen ersten Entwurf für einen Beschlusstext der rund 190 Verhandlerstaaten veröffentlicht. Der neunseitige Text trägt den Titel "Global Mutirão" und bezieht sich damit auf das Konzept der brasilianischen Indigenen eines gemeinsamen Kraftakts. In dem Entwurf zu den besonders strittigen Themen sind noch viele verschiedene, sich teils widersprechende Optionen enthalten. Laut Krenn liegt es nun "an allen Verhandlungsparteien und der brasilianischen Präsidentschaft, diese COP zu einem Wendepunkt in einer geopolitisch zerrütteten Welt zu machen und damit aufzuzeigen, dass wir gemeinsam die Klimakrise meistern können." Die Voraussetzungen dazu seien aktuell "jedenfalls noch gegeben", konstatierte der Experte.
Strittige Themen
Inhaltlich bleiben die Gespräche in vielen Bereichen schwierig. Beim Fahrplan für den Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle blockiert nach Angaben von Beobachtern eine Gruppe von mehr als 20 ölreichen Staaten; auch China weist Eingriffe in nationale Energiepolitik zurück. Beim Streitpunkt Klimafinanzierung bestehen weiterhin große Differenzen. Entwicklungsländer fordern, dass wohlhabende Staaten ihre bei der COP29 gemachte Zusage von jährlich 300 Mrd. US-Dollar einhalten und darüber hinaus die insgesamt angestrebte Mobilisierung von 1,3 Billionen US-Dollar aus öffentlichen und privaten Quellen gewährleisten.
Zudem verlangen sie verlässliche Mittel für Anpassungsmaßnahmen an die Folgen der Erderwärmung. Laut einem kurz vor Konferenzbeginn veröffentlichten Bericht des UNO-Umweltprogramms (UNEP) hinken Industrienationen ihren Zusagen zur Anpassungsfinanzierung hinterher. Für das Global Goal on Adaptation (GGA) wurde zwar eine umfassende Indikatorenliste erarbeitet, doch fehlen den Entwicklungsländern bislang zugesicherte Unterstützungen für die Umsetzung.
Die Weltklimakonferenz soll nach knapp zwei Wochen am Freitag enden. In den vergangenen Jahren hatten die Verhandler aber immer überzogen.
