
Weihbischof Freitag: Rituale spenden Halt in Trauerzeiten
Rituale wie gemeinsames Schweigen, Gebet, Kerzenlicht und das bloße Dasein könnten helfen, Worte der Hoffnung hörbar zu machen und seelischen Halt zu geben: "Wir alle brauchen solche Rituale, die uns helfen, das Unfassbare zu fassen und das Unerträgliche auszuhalten", so der steirische Weihbischof Johannes Freitag im Interview in der ORF-Sendung "Guten Morgen Österreich" am Donnerstag. Nach dem tödlichen Amoklauf am 10. Juni an einem Grazer Gymnasium seien die Betroffenheit und das Gefühl der Ohnmacht sehr groß, so der Weihbischof.
Aktuell seien Stille und Worte der Hoffnung entscheidend - ebenso wie Achtsamkeit, denn: "Auch jedes Wort kann zu viel sein", betonte Freitag. Nach dem Attentat erlebten alle etwas Unerträgliches, aber trotzdem sei der Zusammenhalt sehr spürbar, wie man anhand des gefüllten Doms und Hauptplatzes erleben konnte, wies Freitag hin.
Zentral sei in der unmittelbaren Betroffenheit das bloße Dasein, durch offene Kirchen, Orte zum Innehalten, Blumen niederlegen oder eine Kerze anzünden. Freitag nannte es "ganz, ganz wichtig", Räume zu schaffen, in denen Menschen einander begegnen, einander umarmen und Emotionen ausdrücken können.
Junge Menschen erlebe Freitag in dieser Situation empathisch: "Sie zeigen sich betroffen, sind solidarisch, haben ein feines soziales Gespür." Dies sei ein "ermutigendes und hoffnungsvolles Zeichen mit Blick auf die jungen Menschen in unserer Gesellschaft."
Wichtig sei es nun, Wahlmöglichkeiten zu schaffen: Wer Unterstützung suche, müsse Hilfe erhalten können; wer allein sein wolle, solle dies in geschütztem Rahmen tun können, meinte Freitag. Der Weihbischof sprach auch den Rückhalt an, den der Glaube vielen Betroffenen biete. Für ihn selbst sei ein Leben ohne Glauben nicht vorstellbar. "Er gibt die Dimension Hoffnung - trotz allem hoffen wir, dass die Toten heimkommen und es für das Leben eine Vollendung gibt."
Abschließend erinnerte Freitag an die weltweite Anteilnahme: Dass Papst Leo in seiner Generalaudienz explizit Bezug auf das Attentat nahm, sei ein Zeichen der Nähe und des Beistands aus allen Teilen der Welt.
Quelle: kathpress