
Amoklauf: Lichtermeer und Gedenken im Wiener Stephansdom
Mit Kerzen, Weihrauch, Musik und Gebeten haben die Caritas, die Junge Kirche der Erzdiözese Wien und Trauernde am Mittwochabend im und vor dem Stephansdom der Opfer und Hinterbliebenen der Gewalttat in Graz gedacht. "Eine Antwort auf die Frage nach dem Warum kenne ich nicht", erklärte der sichtlich betroffene Apostolische Administrator Josef Grünwidl bei der von der Jungen Kirche gestalteten Andacht im Dom. "Solange ich auf Erden bin, erwarte ich keine Antwort von Gott - aber dass er mir Hoffnung und Perspektive gibt", so Grünwidl, der einen jüdischen Gelehrten zitierte: "Gott ist nicht die Antwort, Gott ist die Aussicht." Der Gottesdienst schenke Hilfe aus der Hilflosigkeit: Symbole und Gesten könnten Verzweiflung und Wut Ausdruck verleihen, wo Worte fehlten.
"Viele Menschen in Österreich fühlen sich ohnmächtig nach dieser furchtbaren Tat", äußerte sich der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner vor dem von der Caritas veranstalteten Lichtermeer am Stephansplatz. "Wir wollen in diesen Stunden ein Signal für Zusammenhalt setzen, das bis nach Graz leuchtet", so Schwertner gegenüber Kathpress. Das Gedenken vor der Domkirche solle Jugendlichen, Angehörigen und Freunden der Opfer das Gefühl geben, dass sie nicht allein sind - denn den Kindern sei ihre Sicherheit im sensiblen Bereich der Schule genommen worden.
Zeit für Tränen und Hoffnung
Im Stephansdom wanderten Seelsorger der Erzdiözese Wien, mit roten Westen gekennzeichnet, mit Taschentuchboxen und der Einladung zum Gespräch durch die Gänge. "Heute soll es Zeit für Tränen geben, aber auch für Hoffnung und Zusammenhalt", gaben Steffie Sandhofer und Constanze Huber, die die Andacht auch musikalisch gestalteten, das Leitbild des Abends vor.
Begleitet von Liedern mit Akustikgitarren und Piano konnten sich die Besucherinnen und Besucher im Kirchraum frei bewegen, um an aufgebauten Stationen Weihrauch in Schalen aufzulegen und Kerzen für die Opfer und ihre Angehörigen zu entzünden. Gemeinsam angestimmt wurde am Ende das Lied "Von guten Mächten wunderbar geborgen" mit dem Text des christlichen NS-Märtyrers Dietrich Bonhoeffer. Von den Zeilen "Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag" waren viele ergriffen.
Quelle: kathpress