
Theologin: Frauenordination für neuen Papst "Frage der Glaubwürdigkeit"
Die römisch-katholische Kirche befindet sich nach Ansicht der Leiterin des Österreichischen Pastoralinstituts (ÖPI), Gabriele Eder-Cakl, weltweit in einem unumkehrbaren Reformprozess - besonders hinsichtlich der Rolle von Frauen. Die Debatte um die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern sei längst kein ausschließlich europäisches Anliegen von "vier mitteleuropäischen Feministinnen. Nein, es geht wirklich um die ganze Welt", betonte sie im ORF-Interview in der ZIB2 am Dienstagabend. Ein künftiger Papst müsse diesen eingeschlagenen Weg fortsetzen, so die Theologin: "Wir haben 1,4 Milliarden Katholiken in der Welt, 700 Millionen Frauen. Ich glaube, es ist eine Frage der Glaubwürdigkeit der Kirche."
Auch die Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, Angelika Ritter-Grepl, unterstrich im ORF-Interview, dass es bei der Forderung nach einer Weihe von Frauen nicht nur um Sichtbarkeit gehe, sondern auch um eine "sakramentale Stärkung" für ihren bereits bestehenden diakonalen Dienst: Immerhin seien Frauen bereits jetzt im karitativen Bereich stark engagiert, jedoch ohne eine Form der Weihe, wie bei Männern.
Neue Offenheit unter Papst Franziskus
Der von Papst Franziskus initiierte synodale Prozess habe in der Kirche eine neue Offenheit erzeugt, erklärte Eder-Cakl. Sie verwies auf die weltweite Umfrage aus dem Jahr 2021, bei der rund 3.000 Diözesen beteiligt waren. Das Thema Frauen sei dabei eines der am häufigsten genannten Anliegen gewesen.
Unter dem Pontifikat von Franziskus (2013-2025) sei auch die Zahl von Frauen in Leitungsfunktionen innerhalb der Kirche deutlich gestiegen. So bekleidet etwa seit zwei Monaten eine Frau das Amt der Regierungschefin des Vatikanstaats. "Ein Ministerium - Dikasterium heißt das im Vatikan - wird von einer Frau geleitet, und der Kardinal ist ihr Mitarbeiter. Das muss man einmal so sehen", so Eder-Cakl. Auch in Diözesen weltweit würden zunehmend Frauen in Spitzenpositionen eingesetzt und theologisch ausgebildete Frauen seelsorgliche, verkündigende und liturgische Aufgaben übernehmen. "Und dafür gibt es diese Sakramente, die eine Bestärkung sind. Und das ist das Thema. Warum wird den Frauen dieses Sakrament vorenthalten?", so die Anfrage der ÖPI-Leiterin.
Zwei Positionen im weltkirchlichen Dialog
Die Diskussion über die Zulassung von Frauen zum Diakonat sei inzwischen auf allen Kontinenten angekommen. Eder-Cakl verwies dabei auf Beispiele aus Afrika und Ozeanien, wo Frauen um Mitspracherecht in kirchlichen Gremien ringen, ebenso wie auf Aussagen lateinamerikanischer Bischöfe: "Ich habe vier Frauen, die diakonischen Dienst machen, ich möchte sie weihen."
Dennoch sei die Frage der Weihe von Diakoninnen weiterhin ungelöst, was laut Eder-Cakl auch an den zwei divergierenden Positionen innerhalb der Kirche liege: "Die einen sagen: Ja, die Zeit ist reif, der Heilige Geist hat hier geweht, und wir können eine Änderung machen. [...] Und es gibt eine andere Position, die sagt: Wir müssen noch mehr theologisch forschen."
Neuer Papst muss Frauenthema "mitnehmen"
Für Eder-Cakl muss auch ein neuer Papst das Frauenthema "mitnehmen" (sic) und den von Franziskus eingeschlagenen Weg weiterführen. Die Veränderung sei jedenfalls bereits Realität: "Ich glaube, dass nach diesem synodalen Prozess, den Papst Franziskus eingeleitet hat, dass es eigentlich nicht mehr möglich ist, alles zu stoppen. Denn die Kirche hat sich verändert, und es gehen wirklich alle mit."
Für die Zukunft sei es entscheidend, die Ergebnisse der Weltsynode umzusetzen, betonte die ÖPI-Leiterin. Dazu gehörten gemeinsame und lokale Entscheidungsprozesse genauso wie die unterschiedlichen Geschwindigkeiten je nach Region. Als Beispiel nannte sie die Weihe von Diakoninnen in Europa: "Das wäre zum Beispiel eine Denkvariante."
Quelle: kathpress