
Erste bischöfliche Vikarin will mehr Selbstverständlichkeit für Frauen
Die schrittweise Veränderung kirchlicher Strukturen sieht Barbara Velik-Frank, seit März erste bischöfliche Vikarin Österreichs, als ihren Auftrag. In einem Interview mit der Tageszeitung "Die Presse" (20.4.) betonte sie, es gehe nicht vorrangig um die Frage, ob Frauen zum Priestertum zugelassen werden. Vielmehr brauche es ein Umdenken im System insgesamt: Wenn sie das "jetzige autoritäre Priesterbild" einfach übernehme, "stärke ich es ja eigentlich".
Statt rascher Umsetzung von Reformforderungen setzt Velik-Frank auf langfristige Transformation. Das Ziel sei eine Kirche mit mehr Gleichberechtigung, Demokratie und Beteiligung - auch im Sinne des von Papst Franziskus angestoßenen synodalen Prozesses. "Ich bin eine Frau der Diplomatie und der Gelegenheiten", erklärte die Theologin. Es gelte, Wahrnehmungen zu verändern und Räume zu öffnen - für Frauen, aber auch für neue Formen kirchlichen Miteinanders.
Zugleich warnte Velik-Frank vor vorschnellen Antworten auf Reformfragen. Veränderungen bräuchten Zeit, sowie auch klug gesetzte Impulse. Sie verwies dabei auf frühere Entwicklungen wie die Einführung von Ministrantinnen in den 1980er Jahren, die zunächst undenkbar schien, heute aber selbstverständlich sei. Auch die Zulassung von Frauen zu kirchlichen Leitungsfunktionen könne so Normalität werden. "Ich kann vielleicht rote Linien nicht überschreiten, aber ich kann neue Räume öffnen", so die Vikarin über ihre eigene Rolle dabei. Als erste Frau in dieser Führungsposition spüre sie natürlich hohe Erwartungen, sie wähne sich jedoch nicht allein, sondern "habe viele Verbündete - und Gottvertrauen".
In ihrer Dissertation setzte sich Velik-Frank mit den sogenannten "Donaupriesterinnen" auseinander - sieben Frauen, die 2002 auf einem Schiff zu Priesterinnen geweiht und daraufhin exkommuniziert wurden. Sie empfinde diesen Frauen gegenüber hohe Wertschätzung, sagte sie, "die Kirche braucht solche Menschen". Die Interviews mit ihnen hätten zur eigenen Standortbestimmung beigetragen: "Ich habe erkannt, dass ihr Weg nicht meiner ist." Sie wolle nicht alles riskieren, sondern innerhalb des Systems wirken und die Dinge nüchtern betrachten statt auf Emotionalität setzen.
Ihren eigenen Weg beschrieb die 1968 geborene Velik-Frank als eine allmähliche Annäherung an die kirchliche Praxis. Ursprünglich aus einer Wiener Pfarre kommend, ging sie nach dem Theologiestudium mit ihrem ersten Mann und den beiden Töchtern zunächst für vier Jahre als Entwicklungshelferin nach Brasilien. Danach arbeitete sie im NGO- und Bildungsbereich, bevor sie 2013 in die Diözese Gurk wechselte. "Ich wollte mehr in die Theologie, zum Glauben und in die Pfarrarbeit zurück", erklärte die inzwischen zum zweiten Mal verheiratete Vikarin rückblickend.
Ihre spirituelle Grundlage sei stets das persönliche Gottesbild eines liebevollen, unterstützenden Begleiters gewesen, sagte Velik-Frank: "Für mich ist Gott ein 'Er', weil ich ein positives Vater- und Männerbild habe. Aber wenn jemand sagt, Gott sei eine Frau - für mich ist das völlig okay."
Quelle: kathpress