
Aktion Leben: "Social Egg Freezing" setzt Frauen unter Druck
Karriereambitionen, ungünstige Umstände oder das Fehlen eines Lebenspartners: "Social Egg Freezing" verspricht Frauen durch das Einfrieren von Eizellen, eine Schwangerschaft auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Vor einer unkritischen Sicht auf diese medizinische Praxis, die teuer, unsicher und mit Risiken für Mutter und Kind verbunden ist, warnte Martina Kronthaler, Generalsekretärin von "aktion leben Österreich", am Dienstag. Der Hintergrund: In Österreich ist die Entnahme und das Einfrieren von Eizellen ohne medizinische Indikation ("Social Egg Freezing") bislang verboten. Am Freitag (13. Juni) wird im Verfassungsgerichtshof verhandelt, ob das Verbot gegen das Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens (Art. 8 EMRK) verstößt und daher aufgehoben werden muss.
Die Klägerin aus Wien brachte laut Verfassungsgerichtshof vor, dass es Frauen durch das "Social Egg Freezing"-Verbot unmöglich gemacht werde, eine Behandlung in Anspruch zu nehmen, die ihre Chancen erhöht, auch noch in einem späteren Lebensabschnitt Kinder zu bekommen. Es sei nicht erkennbar, welche öffentlichen Interessen der Gesetzgeber mit diesem Verbot verfolge.
Demgegenüber argumentierte Kronthaler, "dass Frauen mit dem Forcieren dieser Methode noch mehr unter Druck gesetzt werden, gesellschaftspolitische Versäumnisse auf ihre Kosten zu reparieren". Es sei die Aufgabe der Gesellschaft, "Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen Beruf oder Ausbildung und Familie vereinbar sind und Menschen daher früher Kinder bekommen können", führte Kronthaler aus. Diese Verantwortung dürfe nicht auf Frauen abgeschoben werden. Sie fordert ein Umdenken und eine Auseinandersetzung der Politik mit den Sorgen junger Menschen - und mit dem, was sie daran hindert bzw. davon abhält, Eltern zu werden oder eine Familie gründen zu wollen.
Risiken von "Social Egg Freezing"
An die medizinische Praxis "Social Egg Freezing" würden zu hohe Erwartungen gestellt. Die derzeitige Diskussion sei verzerrt, so die Generalsekretärin von "aktion leben Österreich". "Social Egg Freezing" werde als Lösung dargestellt, ohne auf die Risiken hinzuweisen: Frauen setzten sich - mitunter mehrfach - einer Hormonstimulation und Punktion von Eizellen aus. Dennoch sei die erwartete Geburtenrate niedrig, da die allermeisten Eizellen gar nicht genutzt würden. "Werden sie verwendet, sind es oft späte Schwangerschaften, herbeigeführt durch In-vitro-Fertilisation mit erhöhten Risiken für Frauen und Kinder. Die Kosten für Eizellentnahme und Lagerung sind jedenfalls zu zahlen", erklärte Kronthaler.
"Social Egg Freezing" werde die Geburtenraten nicht erhöhen, so die Kritik von "aktion leben". Frauen würden von Maßnahmen, die das Kinderkriegen in jungen Jahren erleichtern, wesentlich mehr profitieren. Der Verein fordert, Fruchtbarkeit bereits in der Schule zu thematisieren, Maßnahmen am Kindeswohl auszurichten, späte Schwangerschaften zu vermeiden, junge Familien besser zu unterstützen, Väter stärker einzubeziehen und fair an der Betreuung zu beteiligen, spezielle Beratungsangebote und Kampagnen für Väter sowie unabhängige Beratung zur medizinisch unterstützten Fortpflanzung durch wirtschaftlich neutrale Stellen.
Quelle: kathpress