
Podcast: Wie es den Wiener Augustinern mit dem neuen Papst geht
Für P. Dominic Sadrawetz, Prior des Augustinerklosters in Wien, war die Wahl von Papst Leo XIV. ein Moment "tiefer Freude und gewaltiger Sprachlosigkeit". Im aktuellen "Orden on air"-Podcast erzählt er von jenem Abend am 8. Mai 2025, als der weiße Rauch über dem Vatikan aufstieg - und er mit dem Handy in der einen und dem Messbuch in der anderen Hand zwischen Liturgievorbereitung und Papstwahl hin und her wechselte. Als der Name "Robertum" und dann "Franciscum" fiel, war für ihn klar: Sein Mitbruder, der Augustiner Robert Francis Prevost, ist der neue Papst.
Die Wahl eines Papstes bringt naturgemäß immer mediale Aufmerksamkeit mit sich. Dass es ein Augustiner ist, sorgte dafür, dass die Augustiner in Wien mit Medienanfragen nahezu überhäuft wurden. Das Telefon habe in einem durch geläutet, ein Kamerateam stand gleich direkt vor der Tür. "Wir waren darauf nicht vorbereitet", erinnert sich P. Dominic an diese ersten Stunden nach Bekanntwerden, dass der neue Papst ein Augustiner ist. Doch die Erfahrung war durchwegs positiv: Freundlich, interessiert, respektvoll. "Da kannst du gar nicht anders, als Antworten zu geben." Der Abend und die Nacht waren lang, erst um halb drei morgens sind die drei Augustiner ins Bett gekommen, um halb 7 ist es mit dem Morgengebet wieder weitergegangen.
An den ersten Auftritt des neuen Papstes erinnert sich P. Dominic noch sehr genau: "Auf der Loggia des Petersdoms hat sich Leo XIV. genauso gezeigt, wie wir ihn kennen: zurückhaltend, achtsam, ruhig - und mit einem tiefen und ehrlichen Friedensgruß. Genau das, was die Welt heute braucht und was jeder Mensch braucht."
Gemeinsam Gott suchen
Was bedeutet es für einen Augustiner, dass einer der ihren nun Papst ist? - "Zum einen, eine riesige Freude, weil uns die augustinische Spiritualität von Papst Leo XIV. natürlich sehr vertraut ist. Ich habe auch ein neues 'Heimatgefühl' in der Kirche geschenkt bekommen", erzählt P. Dominic. "Die Spiritualität des heiligen Augustinus, die auf das gemeinsame Leben, die Gottsuche und das Hören auf das innere Wort Gottes ausgerichtet ist, prägt auch Papst Leo XIV. tief."
"Sein Wahlspruch 'In illo uno unum' - 'In dem Einen eins' - wird Programm sein", zeigt sich der Augustinerprior überzeugt. Die Einheit der Kirche, das gemeinsame Leben, das Teilen des Glaubens und des Alltags - all das seien zentrale Themen augustinischer Spiritualität. "Die vielen Christen zusammenführen, das ist sein großes Anliegen - und ein starker Akzent für die Kirche."
Augustinische Führungsqualitäten
Typisch augustinisch sei auch sein Stil: "Er lässt die Dinge auf sich zukommen, erwägt sie im Innern und geht sie dann kollegial und synodal an", so P. Dominic. Er beschreibt Papst Leo XIV. als "konsequent, liebend, geduldig, beharrlich mit einem tiefen Gottvertrauen. Alles Eigenschaften, die man in der Leitung braucht - egal, welches Amt." Der Augustinerprior ist überzeugt, dass Papst XIV. den Weg von Papst Franziskus weitergehen wird: "Er geht diesen Weg ja bereits. Er wird aber seinen eigenen Stil finden."
Dass die Gemeinschaft der Augustiner für Papst Leo XIV. wichtig ist, hat er auch bei seinem ersten Besuch außerhalb Roms gezeigt: Er besuchte die Augustiner in Genazzano, südöstlich von Rom. Dort befindet sich auch das Heiligtum von "Maria, Mutter vom Guten Rat", das den Augustinern anvertraut ist. "Der gute Rat - das ist, was wir im Augenblick wohl am meisten brauchen", meint P. Dominic.
Der Namensvorgänger von Leo XIV., Leo XIII., hat die erste päpstliche Sozialenzyklika geschrieben - damals in der Zeit der industriellen Revolution zur Arbeiterfrage. Leo XIV. hat das Thema "Künstliche Intelligenz (KI)" als drängendes Problem unserer Gesellschaft erkannt. "Es geht um Wahrhaftigkeit, Wahrheit und um die Würde des Menschen. Dient KI den Menschen oder schadet sie ihnen? Das sind zentrale Fragen, die Papst Leo XIV aufgegriffen hat und anspricht", sagt P. Dominic.
Der Papst in Wien
Im November 2024 war Kardinal Robert Francis Prevost zum 675. Jahrestag der Kirchweihe der Augustinerkirche zu Besuch in Wien. Im Jahr zuvor wurde er von Papst Franziskus zum Kardinal ernannt. "Er war so, wie immer. Er war wohlwollend uns gegenüber, hat sich Zeit genommen und hat uns zugehört. Und wir waren auch Steak essen", erinnert sich P. Dominic an den Besuch. "Wir hoffen, dass er bald wieder mal nach Wien kommt, aber es gibt momentan sicher andere Orte, wo er dringender gebraucht wird."
Im Wiener Augustinerkloster leben derzeit drei Augustiner - "und ein halber", wie P. Dominic schmunzelnd ergänzt, denn der Novize ist aktuell in Bayern. Das Gemeinschaftsleben ist herausfordernd, weil alle viel unterwegs sind. Freitagabend ist bewusst für gemeinsames Kochen oder einen Kinobesuch reserviert. "Wenn man im Kloster Beschaulichkeit sucht, ist man bei uns falsch", sagt P. Dominic offen. "Aber wir versuchen, ein Gleichgewicht zu finden."
Dass sie "nur" drei Patres sind, sieht P. Dominic sehr pragmatisch: "Wenn wir uns ängstigen lassen: Wir sind nur drei - dann können wir einpacken. Nein: Wir sind drei, und wir machen mit dem, was wir haben, das, was wir können."
Der Podcast "Orden on air" der Ordensgemeinschaften Österreich ist auf allen größeren Audioplattformen zu finden. (Infos: www.ordensgemeinschaften.at)
Quelle: kathpress