
Heiligenkreuzer Rektor: Integralismus kein Zukunftsmodell
Der Fall des Zisterzienserpaters und Theologen Edmund Waldstein sorgt weiterhin für Diskussionen. Nach kritisierten Aussagen Waldsteins - etwa zur Tötung von Häretikern oder zur Überordnung geistlicher über weltliche Macht - hat sich nun der Rektor der Hochschule Heiligenkreuz, Wolfgang Klausnitzer, gegenüber der Wochenzeitung "Die Furche" geäußert. Eine bloße Entschuldigung Waldsteins genüge nicht, betonte Klausnitzer: "Ich habe ihm zu verstehen gegeben, dass mir eine einfache Entschuldigung im Sinne von 'Ich habe hier ein wenig übertrieben' nicht genügt."
Waldstein habe den Auftrag erhalten, "eine wissenschaftliche Darlegung vorzulegen, die das historische Problem der Tötung von Häretikern ausführlich und auf Basis des letzten Lehramtes der Päpste behandelt". Erst danach werde über weitere Lehraufträge entschieden, so Klausnitzer.
Aktuell sei Waldstein befristeter Dozent an der Hochschule Heiligenkreuz und habe "in den kommenden zwei Semestern sowieso keine Lehrveranstaltung", erklärte der Rektor. "Und wenn er eine planen sollte, müsste er die dem Rektorat, also mir, vorlegen - und ich habe nicht vor, eine Genehmigung zu erteilen, solange der erwähnte wissenschaftliche Artikel nicht vorliegt."
Mit Blick auf das Profil der Hochschule versicherte Klausnitzer, dass "außer Waldstein niemand in irgendeiner Form integralistische Positionen vertritt". Man bilde Priester "für die ganz konkrete Zeit heute" aus - "nicht nur für den deutschsprachigen Raum". Der Rektor verwies auf Studierende (Priesteramtskandidaten) aus 40 Nationen sowie auch zahlreiche Studentinnen.
Die Frage, ob der Integralismus - also die Vorrangstellung geistlicher über weltlicher Autorität - eine Option für die Zukunft sei, beantwortete Klausnitzer "mit einem klaren 'Nein'". Es sei eine theologische Minderheitenposition, die fast ausschließlich in Frankreich und den USA diskutiert werde. In einer gemeinsamen Sitzung von Bischofskonferenz und Vertretern katholischer Fakultäten sei der Integralismus als kaum erforschtes, in Österreich weitgehend unbekanntes Phänomen benannt worden. Ein ernst zu nehmender Professor, der solche Positionen vertrete, sei ihm nicht bekannt.
Hypothese und Diskurs
Zwar könne man sich wissenschaftlich mit dem Thema befassen, die Theologie habe aber "die schlichte und einfache Aufgabe, zu forschen, keine lehramtlichen Urteile zu fällen, keine Entscheidungen und Festlegungen für die Gläubigen zu treffen", stellte Klausnitzer klar. Integralistische Positionen seien "rein theologischer Art im Sinne einer Hypothese, die es im wissenschaftlichen Diskurs zu argumentieren gilt". Mit Blick auf die Kirchengeschichte sei der Wunsch nach einem Staat als "willfährigem Instrument der Kirche" aber "sowieso ein 'Traum', der so nie Bestand hatte".
Für eine Aufnahme in den Glaubensbestand der Kirche müsse eine Lehre unter anderem auf ein Wort Jesu zurückgehen und in der frühen Kirche rezipiert worden sein. "Keiner dieser drei Fälle trifft auf den Integralismus zu."
Zwar wolle und könne man die Freiheit theologischer Forschung nicht einschränken, doch gelte ebenso: "Was ich verbieten kann, sind Konsequenzen, die ausdrücklich dem Lehramt widersprechen." Die Hochschule Heiligenkreuz sei eine "papsttreue Hochschule", und die Forderung zur Tötung von Häretikern widerspreche sowohl dem jüngsten päpstlichen Lehramt als auch der Bibel, stellte der Rektor klar.
Im Hintergrund der Debatte stehen u.a. Äußerungen Waldsteins aus seinem Blog und einer von ihm kuratierten Website. Dort befürwortete er etwa die Todesstrafe für Häretiker aus - eine Position, die er später korrigierte. Außerdem hatte der an der Hochschule Heiligenkreuz und dem ITI Trumau lehrende Waldstein in einem Text zum "Integralismus" geschrieben, dass das "zeitliche Ziel des Menschen seinem ewigen Ziel untergeordnet" sei - und folglich "die zeitliche Gewalt der geistlichen Gewalt untergeordnet" werden müsse. Hieraus schlussfolgerte u.a. die deutsche Konrad-Adenauer-Stiftung, dass Waldstein eine Art Gallionsfigur des Integralismus in Europa darstelle.
Quelle: kathpress