
Glöckner, Orgel, KI: Highlights der Langen Nacht der Kirchen in Wien
Unter dem Motto "Wir können #offen" öffnen heuer am 23. Mai rund 700 Kirchen in Österreich wieder ihre Türen zur "Langen Nacht der Kirchen". Geboten werden rund 3.000 einzelne Programmpunkte in allen Diözesen. Viele davon stellen das Thema Hoffnung im Heiligen Jahr in Form von Konzerten, Kirchenführungen, künstlerischen Interventionen, Gesprächsrunden und Gottesdiensten ins Zentrum. In Wien und rund um die Bundeshauptstadt zeigen 800 Programmpunkte die "Vielfalt des Christentums", wie die Erzdiözese Wien am Montag bekannt gab. Darunter ein Glöcknerdiplom für Kinder, Konzerte, eine Messweinverkostung, ein Orgel-Crashkurs sowie die Bibel auf Wienerisch.
Traditionell wird die Lange Nacht um 17.50 Uhr mit einem österreichweiten Geläute der Kirchenglocken eröffnet, und auch sonst wird die "Lange Nacht der Kirchen" in der Erzdiözese Wien mit "besonderen Klängen" begangen, wie es in der Ankündigung heißt: "Wir schaffen den Spagat von Stummfilm - und das sogar mehrfach! - über Alphorn bis hin zu KI-generierter Musik." So interpretiert etwa der Organist Erhard Mann an der Klebel-Orgel in Absdorf, westlich von Wien, zwischen 20.30 und 21 Uhr einen Stummfilm in der Pfarrkirche Heiliger Mauritius.
In der Wiener Pfarrkirche Dornbach erwartet die Besucherinnen und Besucher ebenso ein "Cineastenschmankerl": Von 21 Uhr bis 23 Uhr findet dort das Stummfilmkonzert "Die Pest in Florenz" mit Ivan Turkalj (Violoncello), Philipp Pankraz (Live-Elektronik) und Florian C. Reithner (Orgel, Elektronik) statt. KI-generierte christliche Musik gibt es in der Kirche Oberlaa von 21.15 bis 22 Uhr zu hören, die Andreas Fink mithilfe der Künstlichen Intelligenz SUNO generiert hat. Für alle, die gerne selbst in die Tasten greifen, bietet die Pfarre Breitenfeld von 18 bis 19 Uhr sowie von 21.30 bis 22.30 Uhr einen Orgel-Crashkurs an. Die Breitenfelder Kirche beherbergt die zweitgrößte Kirchenorgel Wiens.
In einer der ältesten Kirchen Wiens, in der altkatholischen Salvatorkirche im ersten Gemeindebezirk, können die kleinsten Gäste von 19 bis 19.15 Uhr zum "Glockenprofi" werden und die Kirchenglocke händisch läuten. Als Erinnerung gibt es ein eigenes Glöcknerdiplom zum Herzeigen.
80 Jahre Kriegsende
Musikalisch wird auch des 80-jährigen Jubiläums des Kriegsendes gedacht. Timna Brauer wird zwischen 21.30 und 22.30 Uhr in der Kirche St. Johann der Evangelist am Wiener Keplerplatz aus den Memoiren ihres Vaters Arik Brauer lesen. Es handelt sich laut Programmtext um "ergreifende Geschichten der Hoffnung aus der Nachkriegszeit und was es für ihn bedeutete, in Frieden und Freiheit zu leben". Die bekannten Lieder, die er über diese Zeit geschrieben hat, wird seine Tochter ebenfalls zum Besten geben. Um Hoffnung wird es auch in einem Gespräch zwischen dem Kabarettisten Gunkl (Günther Paal) mit dem Professor für evangelische Theologie in der Lutherischen Stadtkirche im ersten Gemeindebezirk von 20 bis 21 Uhr gehen.
Heiter wird auch die Messweinverkostung in der Wiener Kirche Neustift am Walde von 18 Uhr bis Mitternacht. Im bekannten Heurigenbezirk im 19. Wiener Gemeindebezirk lernen Gäste, was einen Messwein denn eigentlich auszeichnet. Urwienerisch geht es auch in der Kirche Gersthof im 18. Bezirk von 20 bis 21 Uhr zu. Roland Kadan, Lehrer für Latein und Evangelische Religion am Hietzinger Gymnasium, wird unter anderem aus seinem im Wiener Dialekt geschriebenen Alten Testament "Leiwand hot da Scheff d Wööd gmocht! und seinen Büchern "Da David und sei Pantscherl" (2017) und "Da Josef und seine Briada" (2018) vorlesen.
Über die Lange Nacht der Kirchen
Die Lange Nacht der Kirchen findet in ganz Österreich und darüber hinaus in Kooperation mit Südtirol, Tschechien und der Schweiz statt. In Wien konnten die Veranstalter bislang jährlich mehr als 100.000 Besucherinnen und Besucher begrüßen, österreichweit sogar mehr als 300.000 Gäste.
Die Lange Nacht der Kirchen ist ein ökumenisches Projekt, an dem sich alle im Ökumenischen Rat vertretenen Kirchen beteiligen. Die eigentlichen Veranstalter sind jedoch die Pfarren und Gemeinden sowie tausende meist ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die vor und während der Langen Nacht zehntausende Stunden Zeit investieren, "um den Abend für die Besucherinnen und Besucher zu einem Erlebnis zu machen", hieß es seitens der Organisatoren von der "Langen Nacht der Kirchen".
Quelle: kathpress