
Hilfsorganisation warnen: "Hilfe in Gaza bald nicht mehr möglich"
Die Caritas, Ärzte ohne Grenzen und das Rote Kreuz haben bei einem Medientermin am Mittwoch auf die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen aufmerksam gemacht. Eine Knappheit an Nahrungsmitteln und Hilfsgütern, ein zusammenbrechendes Gesundheitssystem und fehlender Zugang zur medizinischen Versorgung setzten der Bevölkerung massiv zu. Insbesondere die Blockade von Hilfsgütern seit Anfang März durch Israel verschärfe die Lage und hindere karitative Netzwerke daran, humanitäre Hilfe zu leisten. "Hilfe in Gaza ist bald nicht mehr möglich", so die alarmierende Einschätzung der österreichischen Hilfsorganisationen. Sie fordern von politischen Entscheidungsträgern in Österreich und der Europäischen Union, sich für ein sofortiges Ende der Blockade einzusetzen.
"Seit fast 600 Tagen beobachten wir im Gazastreifen eine humanitäre Katastrophe - ausgelöst durch den schrecklichen Angriff der Hamas im Oktober 2023", hieß es seitens der Organisationen. Mehr als 52.000 Menschen seien seither in Gaza getötet, über 118.000 verletzt und etwa 1,9 Millionen - rund 90 Prozent der Bevölkerung - vertrieben worden, "viele davon schon mehrfach". Die Einhaltung des humanitären Völkerrechts verlange ein "sofortiges Ende der Blockade, Sicherheit für die Helferinnen und Helfer und einen dauerhaften Waffenstillstand zwischen den Konfliktparteien".
"Das ist eine menschengemachte Hungerproblematik, die ganz einfach zu lösen ist", betonte Alexander Bodmann, Vizepräsident der Caritas Österreich. Die Lastwagen mit Nahrungsmitteln und dringend benötigten Gütern stünden bereits hinter den Grenzen bereit. Die Blockade überlebenswichtiger Hilfsgüter dürfe nicht als militärisches Druckmittel gegen die hungernde Zivilbevölkerung eingesetzt werden. Humanitäre Hilfe würde den Menschen in Gaza "wieder ein Stück Würde und Normalität" zurückgeben.
"Keine kollektive Bestrafung der Zivilbevölkerung"
Laura Leyser, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen Österreich, warnte, dass das Gesundheitssystem in Gaza "kurz vor dem absoluten Kollaps" stehe. Nahezu alle Krankenhäuser und medizinischen Einrichtungen seien zerstört oder schwer beschädigt und nur notdürftig ersetzt worden. "Nun geht auch noch der Treibstoff aus, mit dem lebensnotwendige Systeme in den Spitälern betrieben werden - etwa Inkubatoren für Neugeborene auf Intensivstationen", wies Leyser auf die Situation vulnerabler Gruppen hin. "Es darf keine kollektive Bestrafung der Zivilbevölkerung geben. Medizinische Einrichtungen dürfen keine Zielscheiben sein. Hilfe darf nicht politisiert werden", so ihre Forderung.
"Das humanitäre Völkerrecht ist eindeutig: Zivilbevölkerung sowie humanitäre Helferinnen und Helfer sind zu schützen, Hilfe muss zugelassen werden, Geiselnahmen sind verboten", mahnte Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes. Die Organisation fordert die bedingungslose Freilassung aller Geiseln und die Einhaltung des Völkerrechts. Familien in Israel würden noch immer um das Schicksal ihrer Angehörigen bangen, Kinder in Gaza verhungerten und Kolleginnen und Kollegen im Einsatz unter dem Schutzzeichen des Roten Halbmonds würden getötet.
Quelle: Kathpress