
Telefonseelsorge startet Messenger-Beratung
Da immer mehr Menschen bevorzugt über Messengerdienste kommunizieren, startet die Telefonseelsorge Österreich jetzt auch mit der Beratung mittels Messenger. Details und Hintergründe dazu wurden am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Linz bekannt gegeben. "Die neue Messenger-Beratung der Telefonseelsorge stellt ein sehr niederschwelliges Angebot der Unterstützung und Begleitung auch und gerade für jüngere Zielgruppen dar", so Silvia Breitwieser, Obfrau des Vereins Telefonseelsorge Österreich und Leiterin der Telefonseelsorge OÖ.
Die Messengerberatung sei aus ganz Österreich kostenlos, anonym und vom eigenen Wohnzimmer genauso wie von unterwegs erreichbar. Ohne Anmeldung könne mit professionell ausgebildeten Beratenden kommuniziert werden, erläuterte Breitwieser. Ratsuchende können demnach die Telefonseelsorge per WhatsApp-Messenger kontaktieren und somit einfach und ohne viele Hürden Kontakt aufnehmen können.
WhatsApp-Nachrichten werden immer nur abends zwischen 17.30 und 19.30 Uhr beantwortet, geschrieben werden können sie rund um die Uhr. Abgesehen von der zeitverzögerten Antwort ist ein weiterer Unterschied zum Chat, dass Ratsuchende per WhatsApp schreiben und sich nicht auf der Homepage der Telefonseelsorge einloggen müssen. Dadurch ist es außerdem möglich, Sprachnachrichten zu senden, was ein Novum für die Telefonseelsorge darstellt. Eine spezielle Schnittstelle garantiert höchsten Datenschutz und eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Daten auf europäischen Servern. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz finanziell unterstützt.
Kommunikationsverhalten stark verändert
Dass sich das Kommunikationsverhalten in den letzten Jahren stark verändert hat, bestätigte bei der Pressekonferenz die Berliner Diplompädagogin Petra Risau. Sie ist selbst Onlineberaterin, Trainerin und Lehrende für Onlineberatung. "Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden Gespräche zunehmend durch Text- oder Sprachnachrichten ersetzt - weil sie zeitlich flexibler und in der sozialen Dynamik oft weniger fordernd sind. Man kann überlegter reagieren und das Tempo selbst mitbestimmen", erklärte Risau.
Auch Zahlen aus aktuellen Studien belegen, dass Jugendliche mehr schreiben als telefonieren: Laut dem Jugend-Internet-Monitor 2025 nutzen 84 Prozent der männlichen und 91 Prozent der weiblichen Jugendlichen in Österreich WhatsApp regelmäßig. In Deutschland bilden die 16- bis 19-Jährigen mit fast 90 Prozent die größte Nutzergruppe auf WhatsApp. Aber auch Erwachsene nutzen Messenger-Dienste intensiv: So verwenden laut Social Media Report Österreich 2024 86 Prozent der Gesamtbevölkerung WhatsApp - über alle Altersgruppen hinweg.
Diese Zahlen zeigten deutlich: "Messenger sind nicht nur Kommunikationsmittel der Jugend, sondern durchdringen heute alle Altersgruppen. Die Messengerberatung der Telefonseelsorge Österreich ist somit ein wichtiger Schritt, um Menschen jeden Alters in ihrer vertrauten digitalen Umgebung zu erreichen", betonte Risau.
"Ob Schulstress, Ängste, Mobbing, Einsamkeit, Trauer oder andere seelische Belastungen - Betroffene finden Rat und Hilfe. Und sind vor allem eins: nicht allein", erklärte Barbara Lanzerstorfer-Holzner, Referentin der Telefonseelsorge OÖ und Psychotherapeutin.
Vielfältige Angebote
Da nicht nur Reden, sondern auch Schreiben in Krisen helfen kann, wurde von der TelefonSeelsorge schon 2012 die Mailberatung und 2016 die Chatberatung etabliert. Der Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 ließ die Anfragen per Chat nach oben schnellen, weshalb das Angebot innerhalb kürzester Zeit massiv ausgeweitet wurde. Seit dem Jahr 2023 steht die Chatberatung täglich von 16 bis 23 Uhr kostenlos und anonym zur Verfügung, die Anfragen sind weiterhin im Steigen begriffen.
Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr unter der kostenlosen Nummer 142 erreichbar. Wer lieber schreibt, kann sich täglich von 16 bis 23 Uhr an die ebenfalls kostenlose Onlineberatung wenden. (Info: www.telefonseelsorge.at)
Quelle: kathpress