
Stift Melk: Internationale Barocktage unter dem Motto "Maria bewegt"
Vom 6. bis 9. Juni finden im Benediktinerstift Melk wieder die Internationalen Barocktage statt, bei denen heuer ganz die Gottesmutter Maria im Mittelpunkt steht. Das Motto der Barocktage lautet: "Maria bewegt ...". Im Gespräch mit der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" (aktuelle Ausgabe) erläuterte der künstlerische Leiter, Kammersänger Michael Schade, warum ausgerechnet die Gottesmutter im Mittelpunkt steht und welche musikalischen Highlights auf das Publikum warten. So wird etwa das Magnificat von Carl Philipp Emanuel Bach zu hören sein und die Uraufführung des "Melker Marienlieds", das extra für die Barocktage neu vertont wurde.
Es sei eigentlich erstaunlich, so Schade, "dass wir die Gottesmutter nicht schon längst ins Zentrum der Barocktage gestellt haben". Es habe vom Dirigenten Pablo Heras-Casado den Wunsch gegeben, nicht nur das Magnificat von Johann Sebastian Bach zur Aufführung zu bringen, sondern auch das Magnificat seines Sohnes Carl Philipp Emanuel Bach. Schade: "Wir stellen diese beiden Werke einander sozusagen musikalisch gegenüber." Dieser Wunsch sei wie eine Initialzündung gewesen, womit dann klar war, "dass wir jetzt endlich Maria in den Mittelpunkt des ganzen Festivals stellen können". In der Musikgeschichte sei gerade das Repertoire über Maria ein besonders reiches. "Mit der Muttergottes sind die schönsten Melodien und Messen verbunden", so Schade. Nachsatz des künstlerischen Leiters: "Die Muttergottes ist eine wahnsinnig starke Frau und ein Vorbild."
Das Melker Marienlied gibt es in der Melker Stiftsbibliothek als Handschrift aus dem 12. Jahrhundert. Somit lag es laut Schade auf der Hand, "dass wir damit etwas machen mussten und wir haben den Komponisten Johannes Schachtner (...) gebeten, dieses Stück neu zu kreieren."
Es gibt bei den Barocktagen auch ein Programm für Kinder. Zur Frage, ob es nicht zu ambitioniert sei, Kinder mit Barockmusik anzusprechen, meinte Schade: "Im Gegenteil. Der Grund, warum die Barockmusik für die Menschen von heute so zugänglich ist, ist, dass sie eigentlich die Wiege für Blues, Rock'n'Roll und all das ist." Barockmusik enthalte auch sehr viele rhythmische Anteile. "Man kann bei Konzerten oft beobachten, wie Erwachsene mit den Beinen mitwippen und manchmal sagen Zuhörerinnen und Zuhörer, dass sie am liebsten hätten mittanzen wollen." Bei den Kinderkonzerten müssten die Kinder auch nicht still sitzen.
Zur Frage, wie wichtig es sei, dass man sich bei den zur Aufführung kommenden Stücken nicht nur mit der Musik, sondern etwa auch mit der Bibel auseinandersetzt, betonte Schade, dass gerade bei der Musik von Bach zu hundert Prozent der persönliche Glaube zu spüren sei. "Und es ist zu spüren, dass alles, was da geschrieben wurde, zur Ehre Gottes geschrieben wurde." Die Musik spreche allerdings auch für sich selbst, "man kann sie losgelöst von ihrer Entstehung genießen".
Schade: "Ich sage immer, dass die Menschen, die nach Melk kommen, Melk oft als bessere Menschen verlassen." Der Grund dafür sei, "dass dieses lebendige Stift wirkt". Die Benediktiner wollten, "dass man sich an diesem Ort wohlfühlt, dass man berührt wird und zurückkommen will. Das wollen wir auch durch die Musik widerspiegeln." Ob man ein gläubiger Christ oder ein Agnostiker sei. - Er glaube, so Schade, "dass alle berührt werden und nach innen gehen und somit habe ich auch die Hoffnung, dass die Menschen dadurch näher zum Glauben kommen". Es sei jedenfalls für jeden etwas dabei.
(Infos: www.stiftmelk.at bzw. www.wachaukulturmelk.at/de/barocktagemelk/dasfest)
Quelle: kathpress