
Santa Maria Maggiore: Papst in seinem "geistlichen Zuhause" begraben
Papst Franziskus ist am Samstag, seinem testamentarischen Wunsch entsprechend, in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore bestattet worden. Nicht etwa ein pragmatischer Grund, sondern vielmehr seine tiefe innere Beziehung zu der wichtigsten römischen Marienkirche habe dafür den Ausschlag gegeben, hat der Rektor der deutschsprachigen Kirche Santa Maria dell'Anima in Rom, der österreichische Priester Michael Max, im Zuge der ORF-Übertragung der Trauerfeier dargelegt. Die Kirche nahe dem römischen Bahnhof Termini "war für ihn immer ein Ort persönlicher Beziehung, ein Ort des Gebets und der Hoffnung - sein geistliches Zuhause in Rom", so der Rom-Experte, der die Entscheidung als "stimmig" bezeichnete.
Santa Maria Maggiore sei "die heimeligste der vier Papstbasiliken", erklärt Max. Trotz ihrer beeindruckenden Größe vermittle sie eine "wunderbare Geborgenheit". Wer die Basilika betrete, spüre sofort die Kraft des alten Raumes. Auch wenn die Kirche im Barock umgestaltet worden sei, trage sie doch noch immer die Züge ihrer 1.600-jährigen Geschichte in sich. Antike Mosaike, historische Bodenbeläge und die ursprüngliche Atmosphäre bewahrten bis heute den Geist der Gründungszeit.
Zentrales Element der Basilika ist die Ikone "Salus Populi Romani" ("Heil des römischen Volkes"). Sie wird von den Gläubigen Roms seit Jahrhunderten als Marienheiligtum verehrt. "So wie auch in Österreich viele Städte einen Marienwallfahrtsort in ihrer Nähe haben - Maria Plain bei Salzburg, der Pöstlingberg bei Linz, Mariazell für ganz Österreich -, so ist Santa Maria Maggiore der Marienort der Römerinnen und Römer", erklärte Max. Der Legende nach soll die Ikone auf den Evangelisten Lukas selbst zurückgehen, wenngleich moderne Forschungen diese Annahme nicht bestätigen.
Fenster zur Ewigkeit
Für Papst Franziskus spielte diese Ikone eine zentrale Rolle in seinem Pontifikat. Vor und nach jeder Auslandsreise suchte er sie auf, um die Muttergottes um Schutz und Fürbitte zu bitten - auch während der schwierigen Zeiten der Covid-Pandemie. "Franziskus hat sein gesamtes Pontifikat unter diese Ikone gestellt", betont Max. Ikonen seien, betonte der Anima-Rektor, Fenster zur Ewigkeit". Je älter eine Ikone und je tiefer ihre Verehrungsgeschichte, desto intensiver öffne sie dem heutigen Menschen eine spirituelle Dimension. Franziskus selbst habe einmal gesagt: "Es ist natürlich schön, die Muttergottes anzusehen - aber noch schöner ist es, sich von ihr ansehen zu lassen, weil man weiß, dass sie einen liebt."
Franziskus ist nicht der erste in Maria Maggiore begrabene Pontifex: Bereits sieben Päpste haben ihre letzte Ruhe dort gefunden. Die bekanntesten unter ihnen, Pius V. und Sixtus V., wohl auch aufgrund pragmatischer Gründe, wie Max erklärte: Der Petersdom sei damals im 16. Jahrhundert noch Baustelle gewesen. Viele Päpste hätten deshalb eine sichere Ruhestätte bevorzugt, bevor sie sich auf ein noch unfertiges Grab im neuen Petersdom eingelassen hätten.
"Nahbarer Pontifex"
Als einer der versiertesten heimischen Rom-Experten stand Anima-Rektor Max in den vergangenen Tagen mehrfach Medienvertretern aus Österreich Rede und Antwort. Dabei würdigte er den verstorbenen Papst Franziskus - dieser sei ein "unheimlich nahbarer" Pontifex gewesen, in der persönlichen Begegnung stets freundlich, zugewandt und humorvoll gewesen, sagte Max der "Kleinen Zeitung" (Samstag). "Man hatte zeitweise gar nicht das Gefühl, wirklich dem Papst zu begegnen."
Als bleibende Verdienste des verstorbenen Papstes nannte der Rektor der Anima im Interview etwa die Einführung von Transparenzstandards im Bereich des sexuellen Missbrauchs, die Reform des vatikanischen Finanzwesens, die Umwandlung der römischen Kurie in einen "Dienstleistungsbetrieb" sowie den "synodalen Aufbruch", mit dem Franziskus die Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils weitergeführt habe.
Zum ersten Mal seit 1958 wird diesmal kein österreichischer Kardinal am Konklave teilnehmen. Max verwies jedoch darauf, dass Kardinal Christoph Schönborn bei den vorbereitenden Kardinalsversammlungen präsent sein werde und mit seiner Erfahrung ein "gewichtiger Gesprächspartner" sein dürfte. Bedauerlich sei allerdings, so Max, dass die Zahl führender deutschsprachiger Mitarbeiter an der römischen Kurie in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen sei - "Das ist eine neue Realität, die innerhalb der Weltkirche einkehrt."
Quelle: Kathpress