
Schönborn zu Franziskus: Das Hervorstechendste war, dass er normal war
Kardinal Christoph Schönborn hat einmal mehr die menschliche Seite von Papst Franziskus als eine herausragende Qualität des verstorbenen Papstes gewürdigt: "Das Hervorstechendste war, dass er normal war, dass ihn eine ganz normale Menschlichkeit ausgezeichnet hat", betonte der frühere Wiener Erzbischof in einem Interview in der Tageszeitung "Die Presse" (Online-Ausgabe, 22. April). Zugleich sei er ein sehr humorvoller Mensch gewesen - darin im Übrigen seinen Vorgängern, Papst Benedikt XVI. und Papst Johannes Paul II., nicht unähnlich. "Es war immer genau dieses Faszinosum dieses Mannes in der weißen Soutane, der ein normaler Mensch ist wie wir alle und gleichzeitig einen Dienst ausübt, der über die menschlichen Maße eindeutig hinausgeht", so Schönborn.
Als Vermächtnis bezeichnete Schönborn die Überzeugung des Franziskus, "dass Gott den Menschen erschaffen hat, dass Christus der Befreier des Menschen ist" - und dass kein Mensch von dieser Botschaft der Liebe und Nähe Gottes ausgeschlossen werden dürfe: "Also das ist für mich eigentlich der Kern seines Anliegens." - Und daher rühre letztlich auch seine freundschaftliche Verbundenheit zu Scheich Ahmad al-Tayyeb, aus der schließlich die viel beachtete Erklärung von Abu Dhabi über die Universelle Geschwisterlichkeit aller Menschen (2019) hervorging.
Bei den nun anstehenden Gespräche der Kardinäle beim sogenannten "Vorkonklave" wird Schönborn dabei sein - nicht mehr aber bei der Wahl eines neuen Papstes, da er die Altersgrenze von 80 Jahren bereits überschritten hat. Die Gespräche bezeichnete Schönborn als "sehr sinnvolle Gelegenheit" zum Austausch - auch wenn er keinen klaren Favoriten für die Wahl nennen könne. Als Anforderungsprofil formulierte Schönborn: "Das klingt ein bisschen seltsam, aber er sollte an den lieben Gott glauben, und er sollte ein Mensch sein, der sich bewährt hat."
Zuletzt habe er Papst Franziskus - bereits von Krankheit gezeichnet - beim Abschluss der Synode im vergangenen Herbst getroffen, berichtete Schönborn. In besonderer Erinnerung würden ihm darüber hinaus intensive Arbeitstreffen bleiben - etwa bei Beratungen zu einer Reformulierung eines Passus im Katechismus der Katholischen Kirche zur Todesstrafe, bei Beratungen über das jüdisch-christliche Verhältnis oder über das Thema Medjugorje. Schönborn: "Ich habe bewundert, mit welcher Weisheit und welcher pastoralen Klugheit er mit diesem Phänomen umgegangen ist, die guten Früchte klar zu benennen und zu unterstützen und gleichzeitig nicht sozusagen global alles, was an Botschaften aus Medjugorje kommt, schon kirchlich zu bestätigen. Das sind drei Beispiele, wo ich mit ihm auch in den Glaubens- und Lehrfragen sehr direkt in Kontakt war."
Quelle: kathpress